Historie

Wo wir herkommen - Der Soziale Hilfsfonds im Landkreis Emmendingen

 

20 Jahre gibt es unseren Verein jetzt schon. Sie haben trotzdem noch nie von uns gehört? Das kann schon sein, denn bis 2019 trug der Verein einen anderen Namen. Doch genau in dem Maß, in dem wir Innovationen bei andern fördern möchten, war uns das auch für unser Engagement wichtig. So haben wir uns in einem intensiven Prozess mit unseren Zielen auseinandergesetzt und den Verein für die Zukunft unter dem Namen "Zeitstifter e.V. - Gemeinsam Ehremamt Gestalten" auf neue Füße gestellt. Doch wo kommen wir eigentlich her?

Bis im letzten Jahr trug unser Verein den Namen "Sozialer Hilfsfonds im Landkreis Emmendingen e.V.".

Der Ideengeber und Gründungsvorsitzende unseres Vereins, Alfred Haas, sah sich in einer Rolle als Sozialpolitiker oftmals mit Doppelstrukturen und mangelnder Transparenz im Sozialwesen konfrontiert. Die soziale Treffsicherheit war starkbeeinträchtigt, hartnäckiges Konkurrenzdenken tat sein Übriges.

Gleichzeitig gab es aber Spendenwillige die sich mit diesem positiven Anliegen an Haas wandten. Ihr Anliegen: die Ressourcen zielgerichtet und unbürokratisch dort einzusetzen, wo sie dringend gebraucht werden. So wuchs die Idee, einen Verein zu gründen. Einzelnotlagen bei Bürgern im Landkreis standen im Fokus.

Sich zu kennen und voneinander zu wissen war die Basis praktizierter Netzwerkarbeit, die in unserem Verein aktiv gelebt werden sollte. Alle am sozialen Geschehen beteiligten Vereine, Organisationen und Einrichtungen waren eingeladen, sich beim sozialen Hilfsfonds (genannt shf) einzubringen, zu begegnen und sich auszutauschen. Mit dieser Dialogplattform sollten Doppelstrukturen und insbesondere auch Konkurrenz denken begegnet werden, um Hilfsangebote durch ständigen Austausch effizienter und treffsicherer zu machen.

Der shf verstand sich in diesem Bemühen auch als Vermittler zwischen Angebot und Nachfrage – zwischen Hilfsbedürftigen und Leistungserbringern. „Wir leisten Hilfe, wo Andere nicht mehr können“, auch verkörpert durch den „Feuerwehrfonds“, war ein weiterer Baustein der ideellen Basis unseres Vereins.

Das Projekt „Schaffung sozialräumlicher Netzwerke im Landkreis Emmendingen“ und dem „Feuerwehrfonds“ wurde im Jahre 2001 bei der Landesstiftung Baden-Württemberg zur Förderung eingereicht und dort wegen seiner Einzigartigkeit und Innovation sehr positiv aufgenommen. Eine beachtliche Projektförderung konnte durch das Engagement der Initiatoren nach Emmendingen gebracht werden und begünstigte die Vereinsarbeit mit o.g. Zielsetzungen in hohem Maße.

Alle an einen Tisch zu bringen und sich für Transparenz und konstruktiven Dialog zu öffnen, gestaltete sich als besondere Herausforderung. Die verfügbaren Fördermittel dominerten vielfaches Interesse, aktive Netzwerkarbeit im o.g. Sinne kam langsam voran, die Zahl der Mitwirkenden war überschaubar.

Zahlreiche Einzelveranstaltungen dienten dem genannten Zweck, so zu nennen u.a. „Marktplatz der Möglichkeiten“ – als Plattform für alle ehrenamtlichen Organisationen und Gruppierungen im Landkreis. „Höfe in Not“ beleuchtete die verschämte Armut im ländlichen Raum unseres Landkreises. „Was ist Not?“ beschäftigte sich mit der Begriffsdefinition und unterschiedlichster Auslegung in unserem Gemeinwesen. „Der day of caring“ förderte ehrenamtliches Engagement in Unternehmen und brachte sie mit gemeinnützigen Projekten zusammen.

Der „Feuerwehrfonds“ fand regen Zuspruch bei Behörden und Wohlfahrtsorganisationen für deren Klientel. Der eigens hierfür installierte Vergabebeirat sah sich zunehmend mit unterschiedlichen Auffassungen zu Begrifflichkeit der „ Not „ konfrontiert, dies, obwohl Leitlinien den Rahmen für Förderfähigkeit unmissverständlich  aufzeigten. Nicht selten wurden ablehnende Bescheide mit Unverständnis honoriert.

„Helfen, wo Andere nicht mehr können“ und „Einzigartigkeit und Innovation“ waren über alle Jahre ständige Maxime des Vereinsgeschehens. So entstanden auch die höchst erfolgreichen Projekte "TANDEM – Lotsen für den Alltag" und die "TANDEM – Ehrenamtsagentur". TANDEM steht für „gemeinsam"

20 ehrenamtliche TANDEM-Lotsen kümmerten sich kreisweit um Bürger in besonderen Notlagen. Zurück aus der Not, wieder hin zum eigenständigen, selbstbestimmten Leben – so die Lotsen-Aufgabenstellung. Vielfach haben Menschen in Not die Fähigkeit, ihr Leben selbst zu organisieren, verloren. Überforderung mit allem, was der Alltag mit sich bringt, ist Ursache und Konsequenz zugleich in vielen Notlagen. Ziel der Lotsen war immer, zu helfen und zu qualifizieren – für ein normales, eigenständiges Leben. Hilfeleistungen waren somit auch prozessorientiert und dauerten über längere Zeiträume. Um diesem hohen Anspruch ehrenamtlicher  Sozialarbeit gerecht werden zu können, wurden die Lotsen eigens geschult, nachdem sie auch auf ihre Eignung hin geprüft wurden. Guter Leumund und ein tadelloses Führungszeugnis waren u.a. Grundvoraussetzungen. Ständige Begleitungen wie Fallbesprechungen, Handlungshilfen und Supervisionen waren Ausdruck von Wertschätzung und stärkten die Lotsenarbeit.

Die TANDEM-Ehrenamtsagentur war verortet in zentraler Innenstadtlage von Emmendingen. Maßgabe war – parallel zum TANDEM-Lotsenprojekt - die passgenaue Ehrenamtsvermittlung Engagement-Williger aller Altersklassen mit gemeinnützigen nicht kommerziellen Organisationen, Vereinen Gruppierungen. EDV-unterstützt wurden Profile erstellt – sowohl von Menschen, die sich engagieren wollten als auch von den genannten Einrichtungen. Die klassische „Win-Win“ Situation war das Maß der Dinge: Kompetenzen und Interessen wie auch zeitliche und mobile Möglichkeiten wurden in Profilen erfasst und mit den ebenso registrierten Aufgabenstellungen und Bedarfen in gemeinnützigen Einrichtungen nach Abgleich auf Passgenauigkeit zusammen gebracht. Ehrenamtliche wurden zu keiner Mitgliedschaft verpflichtet, temporäres, auch projektbezogenes Engagement war jederzeit möglich.

Mit diesem Angebot traf unser Verein shf den Zeitgeist – täglich drei bis fünf Engagement-Willige besuchen die Ehrenamtsagentur um sich zu informieren und registrieren zu lassen.  Die Vermittlungsquote lag bei über 50 Prozent; ein grandioser Erfolg zum Wohle des Gemeinwesens, über den man sich hätte freuen können. Bundesweite Anerkennung und Präsentation im Bundestag in Berlin mit Auszeichnung trafen leider auf regionales Konkurrenzdenken und Neiddebatten..

Auf dem Zenit ihres Wirkens war auch der Fortbestand dieser Projekte zu klären und zu sichern - eine der Vorgaben in den Förderrichtlinien des Landes Baden-Württemberg. Nach über 10 Jahren sehr engagierter und höchst erfolgreicher Arbeit hat der shf einzigartige und innovative Projekte etabliert und anschubfinanziert – ohne jegliches finanzielles Zutun öffentlicher, regionaler Verwaltungen. Dem großzügigen Angebot des shf an die Kommunen, die höchst effizient und erfolgreich arbeitenden TANDEM-Projekte zu übernehmen und weiterzuführen, wurde mit Ablehnung begegnet, politisch motivierte Scharmützel und persönliche Diffamierungen folgten.

Überregional als richtungsweisend gelobte und anerkannte Arbeit eines Jahrzehnts wurde verkannt und Chancen für die Zukunft verkannt. Der Kampf gegen Widerstände dieser Art vernichtete jegliche Motivation zum weiterführen dieses ehrenamtlichem Engagements. So entschloss sich der Vorstand des shf, die Projekte nicht weiter zu führen und diese zu beenden.

Fortan arbeitete der shf lange im Stillen. Neutralität und Unabhängigkeit wurden zum Grundsatz. Die Öffentlichkeitsarbeit wurde auf das absolut Notwendige reduziert und somit auch „Angriffsflächen" vermieden. Im Februar 2018 entschied sich der shf zu einem Reformprozess. Der Verein sollte dem Zeitgeist folgend attraktiv und zukunftsfähig ausgerichtet werden.

Eine Klausurtagung, begleitet und moderiert von der Agentur Meyer & Koch aus Endingen, fördert neue Erkenntnisse zu Tage. Überholtes wurde revidiert, zeitgemäßes und Zukunftweisendes aktiviert. Der hierbei entwickelte Maßnahmenkatalog bescherte unserem Verein neben dem neuen Namen „Zeitstifter e.V. - Gemeinsam Ehrenamt Gestalten" auch wieder ein spannendes, abwechslungsreiches, aber auch arbeitsintensives Vereinsleben.

Unser Verein ist nach über 20 Jahren im neuen Gewand auf der Suche nach neuen Formen für kreative, innovative, aktive Macher…. Herzlich willkommen!